Welcome 2024 und welcome alle neuen Probleme und Herausforderungen!
Ende letzten Jahres habe ich eine phänomenal gute Fortbildung zur Moderation in schwierigen Situationen besucht. Nicht, weil ich schlechte Erfahrungen gesammelt hatte, sondern weil mir allein die Vorstellung von Konflikten, Kontrollverlust und Eskalationen ins Schwitzen gebracht hat.
Ich möchte mit euch 10 Tipps teilen, die mir helfen, um der nächsten schwierigen Gesprächs- und Moderationssituationen gelassener entgegenzublicken.
Langsam statt schnell
Der erste Impuls, wenn eine Gesprächssituation unangenehm wird, ist schnell das Thema zu wechseln oder drüber hinweg zu gehen. Der Schuss kann nach hinten losgehen und den Widerstand beim Gegenüber noch verstärken. Also ab jetzt, wenn jemand etwas unangenehmes äußert: Innehalten und in den neugierigen Modus schalten. Ganz nach dem Motto “Aha, da gibt es offenbar einen Widerstand, schauen wir uns das mal genauer an.”Paraphrase Paraphrase Paraphrase
In unvorhergesehenen Situationen braucht ihr vor allem eins: Zeit. Um diese zu gewinnen, hilft uns die Paraphrase. Wiederhole das Gesagte in knappen (!), eigenen Worten. Es geht auch ganz allgemein: “Ich höre raus, du bist unzufrieden mit dem Vorschlag”. “Du hast offenbar noch einige Kritikpunkte”. Mach eine Pause und dann lass das Gegenüber wieder reden. So verschaffst du dir Zeit, das Gesagte zu verarbeiten und zu reagieren.
Richtig verstehen
Klingt wie eine Binsenweisheit, ist es aber nicht. Viel zu oft denken wir in Meetings, dass uns andere richtig verstehen und wir sie. In einer Konfliktsituation ist es umso wichtiger, das Gegenüber wirklich, wirklich, WIRKLICH zu verstehen. Ihre Anmerkung und ihre dahinter liegenden Sorgen & Ängste. Sich wirklich verstanden zu fühlen, hilft meist schon die Situation zu entspannen.
Augen auf für Probleme
Im Vorfeld könnt ihr eine Analyse fahren: Welche Standpunkte gibt es? Wo gibt es Konfliktpotenzial? Was sind die Rahmenbedingungen für das Gespräch, das Meeting, den Workshop? Die herausgefundenen Stolpersteine könnt ihr schon zum Start thematisieren bzw. euch auf die jeweiligen (kritischen) Wortmeldungen vorbereiten.
Körperhaltung
Entspannung! Bei Konflikten, unangenehmen Situationen und Eskalationen verkrampfen wir automatisch. Sich absichtlich zu lockern, durchzuatmen, die Gesichtszüge zu entspannen und sich mit dem Körper aktiv zum Gegenüber zu wenden, hilft euch aus dem Panikmodus rauszukommen und besser zu denken.
Prinzip der Freiwilligkeit
Wortmeldungen und Mitmachen kann und sollte nicht erzwungen werden. Wenn jemand bei der Gesprächsrunde seine Aussage verweigert oder im Workshop bei einer Aufgabe nicht mitmachen will – so be it. Erwachsene Menschen könnt ihr nur ein Angebot machen. Zwang und Druck wird möglichen Widerstand erhöhen.
Pokerface
Guter Wortbeitrag, schlechter Wortbeitrag – grundsätzlich liegt diese Wertung im Auge des Betrachters. Übt also auch bei- in euren Augen- sehr sinnvollen und richtigen Beiträgen nicht in totale Begeisterung zu verfallen, sondern stets ein wertschätzendes Pokerface zu tragen. Das hilft den Teilnehmenden euch nicht als parteiisch abzustempeln, sondern als neutrale Instanz wahrzunehmen.
Benenne, was du siehst
Wenn die Stimmung angespannt ist, musst du es nicht ignorieren. Wenn sich Teilnehmer:innen oder Kolleg:innen ins Wort fallen, kannst du es ansprechen. Teile deine Beobachtung und lass sie wirken. “Wie ich sehe, diskutiert ihr schon hitzig und geht sehr ins Detail. Ich möchte aber erst noch Meinungen sammeln, lasst uns also wieder zur Aufgabenstellung zurückkommen”. Durch das sichtbar machen der Beobachtung wird dein Vorschlag zum weiteren Vorgehen verständlich und anschlussfähig.
Intervention
Ganz klar ist: Sobald es persönlich, beleidigend und unter die Gürtellinie geht, hilft auch keine Paraphrase. Da gilt es direkt und rigoros zu intervenieren.
Not Everybody´s Liebling
Du kommst in den Raum und alle schreien Hurra? Das wird in 99% der Meetings und Workshops nicht passieren (alle People Pleaser unter euch, ihr müsst ganz stark sein – I feel you). Sich das immer vor Augen zu halten, ist wichtig für eure eigene Erwartungshaltung. Ihr werdet es nicht allen recht machen können, ca. 1/3 der anwesenden Personen wird es sogar nicht gut finden, wie und was ihr macht. Und das ist normal und ok so.
Gibt es jemanden, der diese Tipps auch kennen sollte?
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